Ein Computer für alle Fälle
Neulich habe ich mir einen ultra-modernen Computer gekauft. Er ist einer der schnellsten auf dem Markt, hat das beste Betriebssystem — hat mir zumindest der Nerd im Laden vorgeschwärmt. »Er ist richtig intelligent«, meinte er zu mir. Und diesmal glaubte ich ihm.
Zuhause packte ich den kleinen weißen Würfel aus, stellte ihn auf’s Sideboard und verband ihn mit der Steckdose. Der Einschaltknopf war schnell gefunden und schon leuchtete mein neuer Gefährte rötlich auf.
Plötzlich piepte es in meiner HiFi-Anlage, der Fernseher ging an, mein Handy vibrierte und die Lampen im Haus blinkten kurz.
»Peripherie gefunden«, dröhnte eine männliche Stimme aus den Boxen.
»Hallo, lieber Käufer«, sprach er feierlich. »Ich möchte mich bei Ihnen bedanken, dass Sie mich erworben haben. Bitte nennen Sie mir zur Stimmidentifikation Ihren vollen Namen.«
»Mirko Schubert«, sagte ich. Dann wurde ich gefragt, wie er mich ansprechen solle, ob er mich duzen könne, wie er heißen solle und ob ich eine männliche oder weibliche Stimme wünsche. Von nun an hieß mein Computer Nina.
Wir kamen ein wenig ins plaudern, unterhielten uns über’s Wetter sowie Neuigkeiten aus der Welt. Nina war ein überaus sympathischer Gesprächspartner, interessierte sich für mich (wohl um besser auf meine Wünsche eingehen zu können) und empfahl mir diverse Dinge, damit ich noch besser mit ihr kommunizieren konnte.
Auf dem Fernseher zeigte sie zum Beispiel beim Erklären eine nützliche Visualisierung an. Und wenn ich ihn nicht im Blick hatte, wurden die Informationen einfach auf mein Handy oder Tablet gebracht.
»Und wie läuft das jetzt weiter?«, fragte ich sie an einer Stelle.
»Gestalte Deinen Alltag wie bisher«, sagte mein Computer. »Ich werde Dich beobachten und Dir nach und nach Hilfen anbieten. Dein Haus je nach Stimmung und Wunsch steuern. Deine Ernährung optimieren, Deine Geschäfte abwickeln und Finanzen betreuen. Deine Kontakte verwalten und Dir nur das zumuten, was Dir Spaß, Freude und Entspannung bringt.«
Früher war alles anders…
Nach einigen Wochen hatte ich mich an Nina richtig gewöhnt. Die Technologie war für mich kein Ersatz, sondern Unterstützung geworden. Mein Computer filterte jedes unnütze Wissen vorab heraus, um mir die Informationsflut zu ersparen.
Sie fasste mir wichtige Dinge zusammen und half mir stets zum richtigen Zeitpunkt. Ich brauchte nicht mehr stundenlang ins Internet, sondern konnte mein Leben in vollen Zügen genießen.
Wenn ich da an früher dachte, als wir noch auf 20 Webseiten nach einer kleinen Information suchten. Als wir in sozialen Netzwerken alles andere als sozial waren. Damals mussten wir noch 10 Programme mit unseren Daten füttern, um eine sinnvolle Aufgabe zu erledigen.
Und jedes Programm nach unseren Wünschen vorkonfigurieren. Manchmal gab es ein Programm sogar noch gar nicht, und wir mussten uns mühsam mit Programmiersprachen abmühen, um es für uns zu entwickeln.
Wie froh ich doch bin, heute einen guten elektronischen Freund und Unterstützer gefunden zu haben, der mir nicht alle Zeit raubt und Stress verursacht.