Kommentar: Billig-Content vs. Qualität
Photo by freestocks / Unsplash

Kommentar: Billig-Content vs. Qualität

Gerade in der Blogosphäre stehen oftmals kaum Budgets zur Verfügung, um qualifizierte Autoren zu beschäftigen. So greifen die Betreiber schnell zu den preiswerten Content-Brokern oder heuern Blogger zu Dumping-Preisen an. Schnell bleibt jedoch die Qualität des Textes auf der Strecke und viele Betreiber wundern sich dann über die ausbleibende Besucherschaft.

Harte Zeiten für Blogbetreiber und Autoren: Je mehr Blogs im eigenen Themenbereich aus dem Boden sprießen, desto schwerer wird es für den einzelnen Betreiber, eine hohe Besucherzahl anzulocken, um die vielen Stunden des Entwickelns, Schreibens und Vermarktens auch nur halbwegs angemessen zu vergüten.

Das Budget, das vorwiegend aus Bannerwerbung, Google AdSense oder Buchempfehlungen bei Amazon besteht, wird immer knapper — und doch müssen möglichst regelmäßig viele Artikel zum Thema erscheinen, um die Leserschaft an der Stange zu halten.

Blogger für 1 Cent und weniger

Zahlreiche Jobangebote für Blogger zeigen, dass der Preis immer tiefer in den Keller wandert: Im Schnitt bewegen sich die Preise irgendwo zwischen ein und zwei Cent pro Wort, doch dann schon taucht der nächste »Brötchengeber« auf und bietet eine monatelange Beschäftigung zu einem Wortpreis von sage und schreibe 0,3 Cent an. Und darauf gehen tatsächlich auch noch Blogger ein! Warum ist das so?

Auch wenn die klassische Presse deutlich mehr Blogs als gleichberechtigte Kollegen ansieht als es vor Jahren noch der Fall war, hat der gemeine Blogger bei Ihnen noch lange nicht den Status »freier Journalist« erreicht. Die zahlreichen Ausnahmen, die in beiden Feldern arbeiten, bestätigen doch nur diese Regel.

Es scheint, als komme die deutsche Blogosphäre tatsächlich nicht aus dem »Hausfrauenjournalismus« heraus. Doch bleiben viele Blogbetreiber und Autoren dem Klischee treu, denn sie können sich einfach nicht aus dem Teufelskreis befreien.

Der Teufelskreis der Blogosphäre

Während der Betreiber an allzu kleinen Budgets nagt, greift sich der Autor alles, was ihm unter die Finger kommt. Da die Vergütung recht klein ausfällt, muss er schnell sein. Die Recherche muss binnen wenigen Minuten erledigt sein.

Pressemitteilungen werden einfach umformuliert und News einfach abgeschrieben, ohne zu überprüfen, ob die Quelle denn auch das Richtige berichtet hat. Damit sich die schlecht bezahlte Tätigkeit überhaupt lohnt, muss ein Standard-Artikel mit 300 Worten in spätestens einer halben Stunde erledigt sein — und selbst dann wird der Blogger noch immer schlechter bezahlt als eine Putzfrau.

So geht die Qualität den Bach herunter und — wenn die Artikel überhaupt einen Abnehmer finden — damit auch die Besucher. Wer liest sich schon gern einen schlecht recherchierten, mit Rechtschreib- und Grammatik-Fehlern gezierten Artikel durch? Richtig, niemand! Der Absatz sinkt erneut — und damit auch das Budget des Betreibers. Noch günstigere Texte müssen her.

Lernen von den »Großen«

Natürlich gibt es einige Ausnahmen: Blogs, die bereits die Aufmerksamkeit von 300.000 Besuchern und mehr pro Monat auf sich gezogen haben. Doch sie haben auch einmal klein angefangen und sich mit der ewigen Frage konfrontiert gefühlt.

Billig-Content oder Qualität? Sie haben im entscheidenden Moment das richtige getan. Sie haben sich für die Qualität entschieden und mit zwei Artikeln pro Woche ihren Blog gestartet, waren konsequent und gewissenhaft und haben über Jahre eine Leserschaft aufgebaut, die Qualität zu schätzen weiß.

Deshalb appelliere ich an alle Blogbetreiber:

Bleibt Euch treu und sucht Euren Content nicht bei Billig-Bloggern und Content-Brokern.

Startet mit wenigen Artikeln, redigiert sie vor der Veröffentlichung und zahlt angemessene Beträge für qualifizierte Blogger oder freie Journalisten. Ihre Leser werden es Ihnen danken.

An alle Autoren und Blogger geht mein Hinweis: Bildet Euch weiter! Lernt die deutsche Rechtschreibung und Grammatik, erweitert Euren Wortschatz. Recherchiert sorgfältig und überprüft unstimmige Aussagen. Kontrolliert das Ergebnis. Und schreibt in einer Sprache, die auch Suchmaschinen mögen.

💡
Dieses Kommentar ist karikativ überzeichnet, soll jedoch auf keine der beiden Parteien verletzend wirken. Wie ist es Ihnen ergangen? Haben Sie ähnliche Erfahrungen machen müssen? Oder würden Sie meinen Behauptungen vollkommen widersprechen?

Diskutieren Sie in den Kommentaren mit, ob Sie als Blogbetreiber auf Billig-Content oder Qualität setzen! Berichten Sie als Autor von Ihren Erfahrungen.