Kommentar: Ich bin kein Apple-Fanboy
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Kommentar: Ich bin kein Apple-Fanboy

Ich bin kein Apple-Fanboy — seht es endlich ein! Doch trotzdem bin ich von so manch Hardware und Software aus Cupertino überzeugt, gebe gerne Tipps und sage gerne meine Meinung. Anhand der aktuellen Produkte möchte ich Dir heute einmal meine persönlichen Highlights und Fails näher bringen.

Mit meinen 37 Jährchen kann ich bereits auf eine lange technologische Geschichte zurück blicken. Vieles habe ich persönlich ausprobiert oder gar besessen: Mit dem C46 fing alles an, den ich allerdings nur bei Freunden antesten konnte. Danach kamen Amiga 600 für die lustigen Lucas-Arts-Spiele und Atari XT, um Musik aufzuzeichnen.

Mein erster Windows-PC war ein 386’er. Im Windows-Feld habe ich von 3.1 bis 8.1 alles mitgemacht, habe aber auch einige Linux-Distributionen ausprobiert und bin kurzzeitig bei BSD bzw. Unix hängen geblieben.

Den Mac habe ich damals noch in meiner Studienzeit in Dresden kennen gelernt — mein Hauptfach-Professor hatte ein altes MacBook, um eine Notationssoftware zu nutzen. Mein erster Mac war aber aus Kostengründen ein Mac-Klon von Umax — damals noch mit Mac OS 9. Kurzzeitig bin ich wieder zurück zu Windows gewechselt, um dann 2006 zur Umstellung auf Intel-CPUs gänzlich bei Apple einzuziehen.

Apples Stärken

Denn Apple kann mit einigen Stärken glänzen, die ich auf anderen Systemen leider nur vergebens gesucht habe. So hatte ich in der ganzen neun Jahren meines Apple-Daseins nur einen einzigen System-Absturz, ganz zu schweigen von der Sicherheit bezüglich Schadsoftware, im speziellen Viren.

Natürlich ist kein System sicher, es ist aber dennoch schön, wenn man sich weniger Sorgen machen muss. Im übrigen sehe ich auch den Überprüfungsprozess in Apples App Store eher positiv, da so auch sichergestellt wird, dass die Software funktioniert und keine Schadsoftware enthält.

Vom Design her war Apple schon immer eine Klasse für sich — erst in der heutigen Zeit kann ich dies bei einigen Geräten nicht mehr nachvollziehen. Mac OS X liebe ich hingegen für seine Usability (Benutzbarkeit): Einfach zu bedienen, kaum nutzlose Software und einige Features, die buchstäblich das Leben einfacher machen. Software und Hardware arbeiten zudem nahtlos zusammen.

Schon beim Kauf einer Rechners liegt jede Menge brauchbare Software bereits kostenlos bei, während man bei Windows selbst die Office-Suite noch käuflich erwerben muss. Hinzu kommen nützliche Apps, die es auf anderen Systemen einfach nicht gibt (oder zumindest nicht in dieser Qualität).

Zu guter Letzt darf natürlich auch die Langlebigkeit der meisten Produkte sowie der hohe Wiederverkaufswert auf der Liste nicht fehlen.

Apples Schwächen

Hier wäre bei Fanboys nichts zu finden, bei mir allerdings schon. Schon immer hatte Apples Hard- und Software in den ersten Produktionswochen ein hohes Risiko, »Kinderkrankheiten« zu enthalten. Ein durchgeschmortes Kabel in der Heatsink des MacBook 2006, ausfallende Display-Panels beim iMac 2010 — man sollte mit dem Kauf auf jeden Fall immer ein bisschen warten.

Bei der Software steckt der Teufel hingegen meistens im Detail: Wenn es Apple nicht in den Kram passt, kann man lange auf gewünschte Features warten. Und manche Funktionen haben zwar Potential, sind aber gleichzeitig noch nicht gut umgesetzt. Beispielsweise ist die Trennung der Tabs im Safari-Browser in einzelne Prozesse keine schlechte Idee, wohl aber die schlechte Speicherverwaltung.

Apropos Speicher… Selbiger ist in der Regel immer zu teuer, wenn man ihn direkt bei Apple kauft. Sicher, manchmal sind es proprietäre Lösungen, die auch ihre Vorteile bringen können. Allerdings kann man insbesondere in den aktuellen MacBooks den Speicher nicht mehr austauschen, sondern muss ihn gleich beim Kauf aufrüsten. Nicht besonders zukunftssicher.

Das zeugt auch nicht von einer hohen Reparierbarkeit. Während man früher wenigstens einige Komponenten austauschen konnte, befinden sie sich jetzt direkt auf dem Board. Akkus sind in der Regel geklebt und lassen sich nur schwierig entfernen. Displays können ohne Fachwerkstatt schon gar nicht getauscht werden. Ganz zu schweigen von dem Arsenal an speziellen Schraubenziehern, die man heute bräuchte.

Außerdem zeichnet sich seit dem Wechsel in der Chefetage ein Trend aus, mit dem ich mich gar nicht anfreunden kann: Während Steve Jobs sich häufig gegen unsinnige Features und Standards gewehrt hat und mit eigener Innovationskraft Dinge geschaffen hat, die unser aller Leben ein Stückchen leichter machen, rennt Tim Cook vermehrt hinter Trends her, erfüllt lieber die Wünsche der Android-Fangemeinde, um sie an Bord zu holen, und verliert zunehmend den Blick für’s Detail.

Der Preis ist im übrigen für mich kein negativer Punkt von Apple. Klar, das Unternehmen schlägt hohe Margen auf — das machen aber andere Hersteller ganz genauso. Und wenn man einmal Hard- und Software mit den Konkurrenten wirklich vergleicht, kommt man auch auf ähnliche Werte, wie z.B. gestern mit der Vorstellung des Microsoft Surface-Book mal wieder gezeigt wurde.

Meine Meinung zu den aktuellen Geräten

Als freier Journalist, der hauptsächlich das Ressort IT & Consumer Electronics bearbeitet, komme ich mit Apple und seinen Produkten häufig in Kontakt. Was aber in News und Reviews nicht möglich ist, möchte ich an dieser Stelle einmal zur Verdeutlichung meines Standpunkts anbringen — meine eigene, sehr subjektive Meinung:

12” MacBook

Nachdem ich dachte, dass das Netbook eigentlich fast ausgestorben ist, ist Apple wohl auf den Zug aufgesprungen. Der M-Prozessor spart viel Strom, aber auch an Leistung, die Konnektivität ist gleich null und reparierbar ist das MacBook mit Smartphone-Innereien nun gar nicht mehr.

MacBook Air

Der ursprüngliche Begründer des Ultrabooks hat viel an Glanz verloren. Die Hardware schwächelt vor sich hin und das Display entspricht nicht mehr heutigen Gewohnheiten. Für Menschen, die nur ein bisschen im Internet surfen und ein paar Texte verfassen wollen, aber noch ausreichend.

MacBook Pro

Retina-Display, PCIe-SDDs und genügend Anschlüsse — dieses MacBook ist das tragbare Produktivsystem. Die Grafik schwächelt ein bisschen, aber mal abwarten, was die ersten Metal-Games bringen werden. Auf Force Touch und Taptic Engine kann ich allerdings verzichten.

iMac

Das neue Einsteiger-Modell empfinde ich tatsächlich mal als zu teuer für die verbaute Hardware. Ab dem höchsten 21,5-Zoller kann sich der All-in-One-PC aber sehen lassen. Die dedizierte Grafikkarte und der austauschbare RAM sind ein Plus. Der 5K-iMac legt noch eine Hausnummer drauf. Zugegeben, 5K ist kein Standard — aber bei 4K/ UHD kann man ja schließlich auch (noch?) nicht von einem Standard sprechen.

Mac Pro

Eine erstaunliche Leistung steckt in diesem kleinen, einem Mülleimer gleichen dem Gehäuse — und leise ist die Kiste auch. Leider killte Apple mit der Einführung des längst überfälligen Mac Pros auch gleich eine ganze Zielgruppe. Die »Professionals« kauften den Vorgänger ja gerade wegen der Skalierbarkeit. Dies ist nun nicht mehr möglich.

iPad Air 2/ mini 4

Das iPad mini war mir wegen seiner Handlichkeit schon immer am liebsten. Die vierte Version glänzt nun endlich auch mit der nötigen Power. Wer es größer mag, greift zum Air 2, das ansonsten (fast) identisch ist.

iPad Pro

Ein Riesen-Tablet von Apple geistert ja schon seit Jahren durch die Gerüchteküche. Ich hab mich immer gefragt, welche Zielgruppe damit erreicht werden soll.

Nun ist es raus und das Unternehmen scheint den Fokus eher auf Geschäftskunden aus der Kreativbranche auszurichten. Es bleibt abzuwarten, ob Designer den Stift annehmen. Ob das Gerät für den geschäftlichen Alltag taugt hängt hingegen nicht von Apple ab, sondern eher von den App-Entwicklern.

iPhone 6s (Plus)

Der gute Steve hätte sich im Grabe umgedreht, wenn er die Bildschirmgröße gesehen hätte. Mein Fall ist es nicht — bei 4,3 Zoll mach ich Schluss. Die Antennenlinien sind für mich ein Design-Bruch, mit dem ich nicht leben könnte. Mit der »Kippelkamera« auch nicht. Rosa iPhones mochte ich noch nie und ob »3D Touch« die Bedienung nicht zu kompliziert macht, muss sich wohl erst noch zeigen.

Apple Watch

Schick sieht sie ja aus und seitdem auch native Apps unterstützt werden, ist sie wohl auch ganz praktisch. Zu dumm nur, dass sie nur ein teures Zusatzgerät ist und nicht eigenständig funktioniert. Ganz abgesehen davon, dass ich sowieso keine Uhren trage und ich froh bin, wenn ich nicht von jeder Benachrichtigung genervt werde.

Apple TV 4

Endlich! Nachdem ich durch eine Fehleinschätzung schon vor der WWDC 2014 meine Apple TV verkauft habe, kommt nun das neue Modell ein reichliches Jahr später als erwartet. Wenn sie nun auch noch zum Playstation-Contoller kompatibel wäre und erste Konsolen-Spiele halbwegs vernünftig dank App Store und Metal laufen würden, wäre ich begeistert. Also erstmal abwarten und testen.

Fazit: Durchwachsen

Natürlich ist das alles meine persönliche Einschätzung, die es durchaus wert ist, in einer Diskussion näher zu erörtern. Meiner Meinung nach lässt Apple derzeit sehr stark nach, was Innovationen und teilweise sogar Usability angeht.

Mein Fazit ist durchwachsen — trotzdem würde ich wohl nicht so schnell wechseln, denn die Alternativen sehen nicht besser aus. Ein Apple-Fanboy bin ich trotzdem nicht.