Kommentar: Wozu braucht man ein Smartphone?
Microsoft kündigt anlässlich der CES 2015 unter dem Namen Nokia 215 ein neues Mobiltelefon für 39 Euro an. Gehen wir wieder Back to the Roots — und wozu braucht man eigentlich ein Smartphone?
Das Mobiltelefon von Microsoft/ Nokia beschränkt sich auf das Wesentliche. Telefonieren nur in zwei Bändern, eine VGA-Kamera, die man gar nicht hätte einbauen sollen. Bluetooth 3.0 lässt noch nicht einmal Fitness-Armbänder zu. Und auf das Internet kann man nur mit Edge-Geschwindigkeit zugreifen.
Oldschool im neuen Look
Microsoft argumentiert damit, dass dieses Telefon insbesondere für Neueinsteiger in die mobile Welt geeignet sei. Wobei das eine ziemlich schwierige Aufgabe in einer Welt sein dürfte, die mehr Smartphones als Menschen hat.
Als ich 1998 mein erstes »Handy« von Nokia kaufte, sah es ähnlich aus und hatte auch solche Spezifikationen — bis auf die Dual-SIM und den microSD-Karten-Slot vielleicht.
Und sind wir mal ganz ehrlich: Wie viele Dienste nutzen wir denn tatsächlich auf unseren Smartphones? Und welche davon lenken uns lediglich vom Leben ab? Letztere wären da wohl Facebook und Whatsapp, die es anscheinend auch auf dem Nokia 215 geben wird.
Versteh mich nicht falsch: Ich habe selbst ein Smartphone — ein altes iPhone 4, das noch nicht einmal mehr die aktuelle Software unterstützt.
Aber das Kuriose bei mir ist, dass es die meiste Zeit auf »lautlos« in der Dockingstation steht und ich es sogar noch weniger nutze, ja meistens sogar noch nicht einmal dabei habe, wenn ich unterwegs bin.
Ein Smartphone kann nerven
Ich muss nicht ständig erreichbar sein! Ich muss auch nicht alle 5 Minuten in den sozialen Netzwerken stöbern oder Nachrichten an meine Freunde schicken. Und Benachrichtigungen gehören für mich zu den Grausamkeiten des Lebens.
Mein Kopf schmerzt bei zu vielen Informationen. Mal schnell bei Wikipedia nachschauen oder nach zig Themen im Internet surfen? Eine Krankheit! Und jede App, die ich installiere, damit ich noch eine Funktion mehr auf meinem Telefon habe, ist eine verlorene Stunde des Alltags.
Ich fotografiere auch nicht mit meinem Smartphone. Selfies und Schnappschüsse sind einfach nicht mein Ding — und Kunst kreiere ich dann lieber mit einer professionellen Kamera.
Mein Wunsch-Telefon
Dafür sind mir ganz andere Dinge wichtig:
- Ich möchte im Notfall in jedem Land telefonieren können. Also können ruhig so viele Netze wie nur möglich unterstützt werden.
- Ich brauche eine ausgetüftelte Navigation, die bei Bedarf offline funktioniert und auch Fußgängerrouten und topografische Karten unterstützt. Ganz nach Garmin-Manier.
- Gerne darf man es auch Radar und Wetterauskünfte bzw. -vorhersagen unterstützen.
- Ein 4 Zoll großes Display reicht mir vollkommen. Dafür darf es gern E-Ink sein, um Akku zu sparen und lesbarer zu sein.
- Apropos Akku. Die Nutzungsdauer meine Traum-Telefons darf gerne von mehreren Tagen bis ewig gehen. Und gern darf das Laden über leistungsstarke Solar-Zellen und/ oder kinetische Energie erfolgen.
- Und natürlich sollte es absolut stoß-, kratz-, staub- und wasserfest sein.
Dieses Telefon gibt es nicht! Smartphones übertreffen es natürlich von der Leistung und den Möglichkeiten, sind aber weder robust noch auf Langzeit-Nutzung ausgelegt.
Alte Handys und selbst so genannte Outdoor-Handys reichen dafür nicht an den Funktionsumfang heran. Am ehesten trifft es noch das unter dem Namen »Earl« angekündigte Tablet. Aber es ist nun mal nicht handlich.
Also, liebe Leute von Microsoft, Samsung, HTC, Apple oder jeglichem andere Mobilfunk-Unternehmen: Baut mir das mal!