Richtig leben: Multitasking vs. Achtsamkeit
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Richtig leben: Multitasking vs. Achtsamkeit

Sicher hast Du Dich schon einmal dabei erwischt, mehrere Dinge gleichzeitig zu machen. Ob Du vor dem Fernseher Deine Abendessen zu Dir nimmst oder beim Zähneputzen gedanklich schon bei der Arbeit bist — in unserer heutigen Zeit ist das so genannte Multitasking fast nicht mehr wegzudenken. Doch trotz einem hektischen Alltag solltest Du Dich einmal etwas entschleunigen und mit ein wenig mehr Achtsamkeit durch das Leben gehen.

Den Begriff »Multitasking« kennen wir insbesondere aus der Computerwelt. Heutige Betriebssysteme können eine Vielzahl von Prozessen und Programmen gleichzeitig ausführen. Während Du mit Word arbeitest, fragt Outlook die E-Mails ab, Spotify spielt Deine Lieblingssongs ab, das Wetter wird Dir in der System-Leiste angezeigt und im Hintergrund räumt ein Hilfsprogramm die Festplatten auf oder stöbert nach Viren.

Doch was passiert, wenn zu viele Fenster und Programme gleichzeitig geöffnet sind? Das ganze System wird langsamer, die Programme bremsen sich gegenseitig aus und der Prozessor überlastet irgendwann.

Multitasking schadet dem Menschen

Dies lässt sich ohne weiteres auf den Menschen übertragen: Du isst vor dem Computer, in einem Fenster läuft das Fernsehprogramm, in einem anderen liest Du gleichzeitig Deine E-Mails oder arbeitest am neusten Auftrag? Auch wir sind vor einer Überlastung nicht geschützt.

Als erstes leidet die Konzentrationsfähigkeit unter der Vielzahl der Tätigkeiten. Insbesondere dann, wenn die Arten der Tätigkeit sehr weit auseinander liegen, liefern wir in mindestens einem Bereich nur qualitativ minderwertige Ergebnisse ab.

Arbeiten wir dauerhaft auf diese Art und Weise und schaffen uns keinen Ausgleich, wirkt sich das Multitasking auf unsere Psyche aus: Das Stressempfinden steigt — und irgendwann kann unser Körper einfach nicht mehr. Während der Computer für diesen Fall inzwischen mit Sicherheitsmechanismen ausgestattet ist, fehlt sie in unserer Seele fast gänzlich.

Wer nun glaubt, ein wenig Ausgleich wie etwa Sport oder Entspannung reicht dabei aus, irrt sich gewaltig. Im fortgeschrittenen Stadium kannst Du dann plötzlich nicht einmal mehr abschalten. Dein Kopf arbeitet bei Entspannung einfach weiter und beschäftigt sich schon mit der nächsten Aufgabenstellung.

Mit Achtsamkeit leichter durchs Leben

Das Notfallprogramm müssen wir uns selbst schaffen und es möglichst auf unsere gesamte Lebensweise ausweiten. Das frühere Single-Tasking von Computern nennt sich bei uns Achtsamkeit.

Achtsam durch das Leben gehen heißt für uns, möglichst flächendeckend auf Multitasking zu verzichten, sich im Hier und Jetzt aufzuhalten und das Geschehen mit allen Sinnen zu genießen. Hier einige praktische Beispiele, wie Du die Achtsamkeit in Dein Leben einbauen kannst:

  • Essen genießen
    Egal ob Frühstück, Mittag, Zwischenmahlzeit oder Abendessen — vermeide Ablenkungen wie Zeitung lesen oder Fernsehen. Konzentriere Dich stattdessen ganz auf das Essen. Welche Lebensmittel und Gewürze schmeckst Du aus Deinem Gericht heraus? Höre in Dich hinein — tut Dir das Essen gut? Oder bist Du schon längst gesättigt? Wenn Dir die Zeit bleibt, bereite mindestens eine Mahlzeit selbst vor und sei dabei kreativ!
  • Eins nach dem anderen
    Insbesondere bei der Arbeit sind wir einem hohen Leistungsdruck ausgesetzt. Mit ein wenig Achtsamkeit kannst Du dem Stress standhalten und gleichzeitig Deine Leistung optimieren. Wenn Du an einer Aufgabe sitzt, solltest Du Dich auch nur damit beschäftigen. Vermeide Störungen wie E-Mails, Telefonanrufe oder Gespräche mit Kollegen. Der Vorteil: Du bewältigst die Aufgabe schneller und Dein Chef wird begeistert sein!
  • Feierabend!
    Beschäftigt Dich Deine Arbeit auch noch nach Feierabend? Nimmst Du vielleicht sogar einige Aufgaben mit nach Hause? So sehr Überstunden und Mehrarbeit vom Chef auch honoriert werden — langfristig fällst Du bei einer Überlastung viel länger aus, als es die zusätzliche, womöglich unbezahlte Zeit es rechtfertigt. Überzeuge Deinen Chef davon, dass er von der psychischen Gesundheit seiner Mitarbeiter profitiert. Und ab sofort bleibt die Arbeit auf Arbeit!
  • Richtig entspannen
    Um überhaupt entspannen zu können, müssen auch die Gedanken an vergangene oder zukünftige Aufgaben abgeschaltet werden. Zwei Ansätze helfen gegen die Problematik: Suche Dir eine Beschäftigung wie z.B. Sport, bei der Du Dich gar nicht mehr um andere Dinge kümmern kannst. Oder lerne, Deine Gedanken ziehen zu lassen — beispielsweise mithilfe von regelmäßiger Achtsamkeitsmeditation.

Wichtig ist dabei, dass Du Dich niemals zu etwas zwingst, denn zum Ersten sind wir Gewohnheitstiere, die unter allen Umständen Zwängen aus dem Weg gehen. Zum Anderen sollst Du Dich mit der neuen Lebensweise wohl fühlen und sie für Dich selbst optimieren.

Wenn Du gern planst und schreibst, kann ich Dir für die ersten 100 Tage einen strikten Terminplan empfehlen — und als Nachbereitung ein Tagebuch, in dem Du berichtest, welche Fortschritte Du gemacht hast.

Du fühlst Dich durch Pläne in Deiner Freiheit und Kreativität eingeschränkt? Dann probiere doch einfach erst einmal einen Tipp zur Achtsamkeit aus. Entscheide spontan, wann und wie Du Dich nur noch auf die aktuelle Tätigkeit konzentrieren möchtest.

Fühlt sich das gut an? Dann setzt Du das für Dich schon fast ganz automatisch immer mehr um, bis Du Deine Lebensweise schrittweise gänzlich angepasst hast.