Stress: Ist Zeitmanagement der richtige Weg?
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Stress: Ist Zeitmanagement der richtige Weg?

Zeitmanagement, Selbstmanagement, Work-Life-Balance, Persönlichkeitsentwicklung und Quantified Self liegen heutzutage stark im Trend. Warum wir hier in eine vollkommen falsche Richtung gehen, möchte ich Dir in diesem Artikel erklären.

Die Zahl der chronisch Gestressten, der Burn-Out-Fälle und Depressionserkrankten steigt immer weiter an. Viele Experten und Coaches meinen, vor allen Dingen die Ursache darin zu sehen, dass wir unseren Alltag zu wenig strukturieren und uns deshalb mehr mit dem Zeitmanagement auseinander setzen müssen.

Die Quantified-Self-Bewegung geht hier sogar noch ein Stück weiter und überwacht täglich sämtliche Schritte und Körperfunktionen, um sich selbst zu optimieren wo immer sie können.

Doch ist das wirklich erstrebenswert?

Es ist nicht alles Gold was glänzt

Wie der eine oder andere Leser weiß, habe ich mich selbst mit dem Zeitmanagement und Work-Life-Balance auseinander gesetzt. Ich habe mich allerdings von Anfang an mit dem Problem beschäftigt, dass sich das Zeitmanagement nicht selbst ein Bein stellt. Und auch den Begriff »Work-Life-Balance« habe ich vollkommen neu definiert.

Und trotz allem wollte das Konzept im Selbsttest nicht gelingen. Denn die Analyse und Umsetzung setzte mich wieder so unter Druck, dass sie sich eher gegenteilig auswirkte.

Kommentar: Mit Zeitmanagement zur eigenen Unabhängigkeit?
Ein satirisch-kritischer Beitrag zu den altbewährten Zeitmanagement-Methoden im Hinblick auf die eigene Unabhängigkeit und Selbstbestimmung…

Vielleicht fühlen wir uns ja auch gerade wegen der ständigen Optimierung gestresst? Vielleicht löst nicht die Erwartung der anderen, sondern vor allen Dingen die Erwartung an uns selbst diese Probleme aus?

Eine andere Wahrheit

Sehen wir uns doch einmal die häufigsten Schlagworte aus dem typischen Zeitmanagement an, stellen uns auf einen Tisch und betrachten sie aus einem vollkommen anderen Blickwinkel:

  • Der innere Schweinehund
    Dieses grauenvolle Getier wird in vielen Konzepten verteufelt was das Zeug hält. Aber ist der so genannte »innere Schweinehund« nicht auch ein Alarmsystem, dass wir drohen in Stress zu geraten?
  • Prokrastination
    Einfach einmal nichts zu tun scheint ein absolutes No-Go zu sein. Dass wir auch einmal entspannen müssen, um dem stressigen Alltag überhaupt standhalten zu können, kommt den meisten wohl nicht in den Sinn.
  • Priorisieren
    Wir stecken bei dieser weit verbreiteten Tätigkeit alles in Schubladen. »Muss ich sofort erledigen« erzeugt ordentlich Druck. Dem »Kann ich delegieren« und »ist unwichtig« kann hingegen auch eine gewisse Faulheit unterstellt werden. Entscheiden wir hier immer richtig?
  • Getting things done
    Keine Frage — der Autor hat sich sicher Gedanken gemacht. Das riesige System zur Aufgabenverwaltung nimmt sogar so viel Zeit in Anspruch, dass wir selbst das Zeitmanagement in unserem Zeitmanagement einplanen müssen.
  • Perfektionismus
    Fast jedes Zeitmanagement-Konzept spricht sich gegen diese dem Menschen anscheinend in die Wiege gelegte Verhaltensweise aus. Und das ist auch richtig so. Aber grenzt das Zeitmanagement mit der Intention, alles so effektiv wie nur möglich zu machen, nicht selbst an Perfektionismus?
  • Zeitplan
    Alle Aufgaben im Blick zu halten, ist sicher keine schlechte Eigenschaft. Doch je mehr Aufgaben wir haben, desto mehr laufen wir Gefahr, sowieso nicht mehr auf diesen Plan zu schauen. Das deprimiert doch nur!

Sicher sind das längst nicht alle Konzepte, aber ich hoffe, Du siehst, wohin die Reise geht.

Anti-Zeitmanagement?

Aber sollten wir nun deshalb in den Tag hinein leben und nur noch das machen, wozu wir gerade Lust haben?

Mitnichten! Suchen wir uns doch stattdessen einen Weg, wie wir erst gar nicht in die Verlegenheit geraten, so viele Aufgaben bewältigen zu müssen, dass wir lange planen müssen. Einen Weg, der uns an unseren Stärken misst statt an unseren Schwächen. Und der uns genug Zeit einräumt, um das Leben zu genießen, wie es ist!