Vom (Un-)Sinn des Valentinstags
Zugegeben, ich mag den Valentinstag überhaupt nicht. Welchen Beziehungsstatus man auch immer gerade hat, der inoffizielle Feiertag ist so sinnvoll wie ein Stück Fleisch für den Vegetarier.
Schon Wochen vorher fragt sich der Partner, was er seinem/ seiner Angebeteten denn schenken soll. Die Blumen- und Pralinenindustrie verbreitet rosarote Werbung, die Erwartung auf den Tag des offenen Herzens steigt — und das Ende des Liedes ist dann doch wieder Streit.
Der Valentinstag und seine Herkunft
Einsame Singles hingegen sehen dem Tag so gespannt entgegen, wie es dem angeblichen Märtyrer (ein »Valentin«, aber so genau weiß man nicht, wer es denn nun war — auf jeden Fall nicht Karl Valentin) wohl vor der bevorstehenden Enthauptung ergangen sein muss.
Das Trauerspiel nimmt seinen Lauf, obwohl es laut Vorschlagsdatenbank Wikipedia offensichtlich ein 1.500 Jahre lang zelebrierter Gedenktag der Kirche gewesen sein soll, der erst 1969 aus dem römischen Generalkalender gestrichen wurde.
Gefeiert wurden dort vor allen Dingen Eheleute, denn die christliche Kirche sieht eine lebenslange Bindung an einen Partner ja als höchstes Gut. »Bis dass der Tod sie scheidet…« — egal ob sie sich lieben oder nicht.
1969 dann fanden freie Liebe und Flowerpower-Bewegung ihren Höhepunkt. Nur so kann ich es mir erklären, warum den Valentinstag nun alle Liebenden feiern und ausgerechnet die Blumenindustrie in den Reigen eingestiegen ist.
Zum Konsumtag verkommen
Und wie ist er heute? Man(n) rennt von einem Geschäft zum nächsten, beklagt sich in Internetforen, dass man nichts findet, was der Liebsten passen könnte und verbleibt dann doch wieder mit einer neuen Handtasche und ein paar nicht mehr ganz so frischen Blümchen.
Die Feuerwehr hat Hochsaison, seit Candlelight-Dinner zur Massenware verkommen sind und Frau bedankt sich mit einer netten Massage an diversen Körperstellen der Wahl.
Einmal im Jahr muss man sich ja etwas Gutes tun. Ach nein, es gibt ja auch noch den Geburtstag, den Jahrestag, Weihnachten und Ostern. Das reicht dann aber auch.
Gesunde Beziehungen brauchen keine Feiertage
Missverstehe mich bitte nicht. Ich lasse mich gern beschenken und gebe auch gern zurück. Aber ich mag es nicht, wenn mir jemand aus lauter Einfallslosigkeit die typischen SOS-Geschenke (Socken, Oberhemden, Schlipse) entgegenbringt. Und das nur, weil es so von der Gesellschaft erwartet wird — und vor allen Dingen von der Wirtschaft.
Zumal bei mir als angehender Minimalist noch die Schwierigkeit hinzu kommt, dass ich um meine Unabhängigkeit vom Konsum kämpfe. Ich habe ganz konkrete Vorstellungen davon, was ich brauche. Alles andere löst nur merkwürdige Gefühle aus, denn wie sagt man dem Schenkenden am besten, dass man zwar dankbar ist, aber das Geschenk sowieso nicht nutzen wird?
Zu einer gesunden Beziehung gehört das Schenken zu festen Terminen jedenfalls nicht. Kleine Aufmerksamkeiten sind natürlich okay, solange es den Partner freut und gut tut. Aber dazu braucht man keine Feiertage. Im Gegenteil, eine handgemachte Überraschung ist doch bei weitem romantischer!
Materialismus adé
Auch die Wahl der Geschenke hat große Auswirkungen auf das harmonische Gleichgewicht der Beziehungen. Haben denn alle Paare das Zuhören verlernt? Es kann doch nicht so schwer sein, sich mal ein paar Stichpunkte zu machen, wenn die Freundin mit leuchtenden Augen vor dem Ausstellungsstück steht.
Auch würde ich Persönliches immer über Materielles stellen. Was nützen neue Schuhe, wenn noch 20 Paar im Schuhschrank stehen? Hat Deine Liebste ein Ziel, eine Leidenschaft, ein Hobby? Unterstütze sie dabei — das ist Geschenk genug und leider nicht allzu selbstverständlich!
Für’s nächste Mal…
Liebe Männer und auch liebe Frauen (ja, auch bei Euch steigt die Ratlosigkeit immer mehr). Ich hoffe, Ihr konntet meinem Beitrag etwas abgewinnen. Für Euch ist es heute schon zu spät, aber nehmt Euch doch einmal meine Tipps zu Herzen. In diesem Sinne wünsche ich noch einen entspannten Rest-Valentinstag und wenig Streit mit dem Partner!