Wieviel Smartphone brauchst Du wirklich?
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Wieviel Smartphone brauchst Du wirklich?

Dem einen Freud ist des anderen Leid: Mit Smartphones kann man immer und fast von überall mit Familie, Freunden und Bekannten im Kontakt bleiben, verliert niemals die Orientierung und kann Fragen jeglicher Art nach kurzer Recherche beantworten.

Bild: Mirko Schubert, CC BY-SA-NC 3.0

Und doch mehren sich die Stimmen, die von der ständigen Erreichbarkeit und dem permanenten Informationsüberfluss genervt dem Smartphone den Rücken zukehren wollen.

Unter Minimalisten, die sich bereits mit dem Thema Smartphone beschäftigt haben, kristallisieren sich mittlerweile drei verschiedene Ansichten heraus:

1. Das Smartphone ist minimalistisch genug

Viele Minimalisten argumentieren damit, dass das Smartphone ansich ja schon viele Dinge reduziert. Schließlich vereint es zahlreiche Geräte wie MP3-Player, Digitalkamera oder Navi.

Durch die große Zahl an Apps und Erweiterungen macht das Gerät auch Terminkalender, Notizblock, Einkaufszettel, Fitnesstrainer oder Wasserwaage überflüssig. »There’s an app for that« wird nicht nur bei Apple groß geschrieben.

Was durchaus seine Vorteile habt, kann aber auch nach hinten losgehen. Auf jeden Fall braucht diese Vorgehensweise jede Menge Selbstdisziplin und Planung, sonst beschäftigst Du Dich schnell nur noch mit dem Smartphone und vergisst das echte Leben.

Helfen könnte Dir, regelmäßig zu überprüfen, welche Apps und Funktionen Du tatsächlich nutzt. Die anderen kannst Du dann getrost auch löschen. Die verbliebenen Aufgaben solltest Du ebenfalls öfter auf den Nutzen überprüfen.

2. Zurück zum Einfachen Handy

Minimalisten, die bereits Erfahrung mit der Informations- und Reizüberflutung gemacht haben, tendieren häufig dazu, das Smartphone gegen ein einfaches Handy (oder neumodisch »Feature Phone«) einzutauschen.

Wer will schon beständig online sein? Die Kamera taugt sowieso meistens nur wenig, das Navi braucht man nur, wenn man sich mal nicht auskennt. Und schließlich haben auch richtige Terminkalender entscheidende Vorteile.

Sie reduzieren ihren Funktionsumfang dann also meistens auf das Minimum: Telefonieren, SMS schreiben, vielleicht auch noch Musik hören und mal schnell einen (schlechten) Schnappschuss machen.

Doch das Handy hat auch seine Nachteile: Plötzlich brauchst Du anstatt einem gleich mehrere Geräte. Beispielsweise einen MP3-Player, denn es gibt praktisch kein Feature Phone, das einen vernünftigen Player mit ordentlichem Klang an Bord haben.

3. Weg mit dem Telefon!

Extreme Minimalisten, die sich vielleicht sogar über die berühmten 100 Dinge definieren, verzichten hingegen sogar ganz auf das Smartphone. Wenn man Glück hat, findet man bei ihnen zu Hause noch ein Festnetzanschluss.

Ihnen geht die ständige Erreichbarkeit auf die Nerven — deshalb haben sie ihre Konsequenzen gezogen. Und für den Notfall reichen auch die schwindenden Telefonzellen. Oder es wird einfach der Nachbar gefragt.

Zu diesem Schritt solltest Du Dich nur entscheiden, wenn Du nicht sonderlich mit der Zeit gehst und die teilweise gesellschaftlich erforderlichen Konventionen, ein Telefon zu haben und erreichbar zu sein, durchbrechen möchtest. Aber bedenke immer: Es wird hart!

Wie wär’s mit dem Mittelweg?

Eine Empfehlung, einen dieser drei Wege zu beschreiten, kann ich Dir leider nicht geben. Das hängt sehr stark von Deiner Einstellung gegenüber Technik und Deinen Wünschen an ein mobiles Gerät ab.

Außerdem sollte man noch unterscheiden, ob man das Smartphone nur privat nutzt oder auch geschäftlich damit unterwegs ist. Bei letzterem kommen neben den eigenen Ansprüchen auch die Wünsche des Arbeit- bzw. Auftraggebers hinzu.

Ich persönlich habe mich vom überfüllten iPhone weg bewegt und zuerst einmal mit dem Nokia 130 ein reines Feature Phone ausprobiert. Meinen Anforderungen wurde dies aber nicht gerecht — und so bin ich nach einer langen Suche bei einem Mittelweg gelandet: dem BlackBerry Classic.

Drum prüfe, wer sich ewig bindet

Um für Dich das richtige Smartphone oder Feature Phone zu finden, solltest Du wieder einmal zu Zettel und Stift greifen und verschiedene Punkte beleuchten:

  • Betriebssystem iOS, Android, Windows Phone, Symbian oder Blackberry OS — das Betriebssystem kann schon entscheidend für den Funktionsumfang sein. So ist beispielsweise Symbian den (Microsoft/ Nokia) Feature Phones und Blackberry den Geschäfts-Smartphones vorbehalten, iOS besticht in punkto Sicherheit und App-Vielfalt, Android kann mit vielen Einstellungen glänzen und Windows Phone mit einer recht minimalistischen Oberfläche. Bedenke aber auch die Kompatibilität zu Deinem Computer.
  • Hardware Brauchst Du wirklich das schnellste und beste Smartphone? Solange Du nicht gerade High-End-Spiele und Videoschnitt nutzen möchtest, reicht doch sicher auch ein Mittelklasse- oder Einsteiger-Gerät aus. Wenn Du zusätzliche Geräte wie beispielsweise eine DSLR nutzt, wirst Du bestimmt auch keine hochwertige Kamera im Telefon benötigen.
  • Apps und Funktionen Je nach Betriebssystem stehen Dir mehr oder weniger Apps und Erweiterungen zur Auswahl. Prüfe schon bevor Du ein neues Smartphone kaufst, welche Funktionen Du überhaupt brauchst und nutzen möchtest und ob es entsprechende Apps dafür gibt.
  • Sicherheit und Backup Du brauchst einen Virenscanner für Dein Smartphone? Sicherheitslücken werden ewig nicht geschlossen und Apps laufen nicht in abgetrennten Bereichen? Dann hast Du wahrscheinlich zum falschen Gerät gegriffen. Auch über (automatische) Backup- bzw. Cloud-Lösungen solltest Du nachdenken.
  • Konnektivität Sofern Du Zusatzgeräte wie externe Tastaturen oder Fitness-Tracker nutzt, sollte natürlich auch die entsprechende Schnittstelle im Smartphone sein. Insbesondere für letzteres ist Bluetooth 4.0 ein Muss.
  • Haltbarkeit und Reparierbarkeit Ein sehr minimalistscher Ansatz ist die Frage nach der Haltbarkeit. Geht ein Smartphone durchschnittlich alle zwei Jahre kaputt und musst Du vielleicht sogar zum Neuen greifen, ist das sicher nicht ein kluger Weg (und zudem auch nicht besonders nachhaltig). Wenn Du selbst zum Feinwerkzeug greifen willst, solltest Du auch mal schauen, ob Du genügend Ersatzteile bekommst und Du es Dir zutraust, das Gerät selbst zu reparieren.
  • Usability (Benutzbarkeit) Ein meist viel zu wenig beachteter Punkt ist die Benutzbarkeit des Geräts. Kannst Du alle Aufgaben schnell und einfach erledigen? Gibt es irgendwelche nervigen Details, die nicht besonders benutzerfreundlich sind? Sind alle wichtigen Bedienelemente schnell und ohne dickes Handbuch zu erreichen?
  • Design Natürlich sollte Dir Dein zukünftiges Smartphone auch gefallen. Es darf sich gerne wertig anfühlen und auch in punkto Design mal eine Mark mehr kosten. Schließlich möchtest Du es die nächsten 5–10 Jahre nutzen.
  • Bedienungshilfen Menschen mit Sehbehinderung oder Hörgeschädigte sollten natürlich auch viel Wert darauf legen, ob das Smartphone eine gut zu bedienende Navigationshilfe, Sprachausgabe oder die Möglichkeit zum Anschluss von Braille-Geräten hat. Empfehlung an Euch: Nehmt iOS-Geräte wie das iPhone! Es gibt in punkto Bedienungshilfen nichts besseres.

Sobald Du Dir über all diese Punkte klar geworden bist, findest Du in den meisten Fällen sicher ein passendes Smartphone, das auf Deine Wünsche genau zugeschnitten ist. Alles andere wäre Zeit- und Geldverschwendung.

In Kürze werde ich Dir auch in einem gesonderten Artikel einige Feature Phones und Smartphones vorstellen, die ich für Minimalisten für besonders geeignet halte.