Work-Life-Balance: 7.500 Dollar für’s Nichtstun
Man glaubt es kaum: Der Geschäftsführer des US-amerikanischen Unternehmens “FullContact” zahlt seinen Angestellten 7.500 Dollar, damit sie mal ausgiebig Urlaub machen können. Die Prämie ist an drei Bedingungen geknüpft und wird für einen Urlaub bezahlt, der außerhalb der üblichen 15 Tage pro Jahr in Anspruch genommen werden soll.
In den USA gibt es anders als in anderen Ländern keinen gesetzlich vorgeschriebenen Urlaub. In der Praxis werden aber häufig trotzdem 15 freie Tage vergeben. Doch wer kann schon in zwei Wochen ordentlich abschalten, entspannen und neue Kraft für neue Leistungsfähigkeit tanken?
Das denkt sich wohl auch der Geschäftsführer des Software-Dienstleisters FullContact, der seinen Angestellten sogar Geld bietet, damit sie sich ordnungsgemäß erholen.
Damit sie die versprochenen 7.500 Euro auch wirklich erhalten, müssten die Arbeitnehmer drei Bedingungen erfüllen. Wer nicht wirklich Urlaub macht, bekommt die ausgeschriebene Prämie nicht. Im Urlaub darf nicht gearbeitet werden und man muss sich in der gesamten Zeit komplett vom Internet trennen. Also keine Laptops, keine Smartphones oder Tablets. Wie lang der Urlaub dauern darf, ist jedoch nicht bekannt.
Urlaub ohne Internet
Gerade die letzte Bedingung ist dabei ausgesprochen interessant. Denn wer viel am Computer arbeitet, sollte sich auch eine Auszeit davon nehmen. Und gerade im Internet sorgt der permanente Informations-Überschuss für Langzeitschäden.
Auch Überarbeitung durch Überstunden und dauerhafter Leistungsdruck bewirken ein angespanntes Verhältnis zur Arbeit. Hier sollte Abschalten die Devise sein — in der Sonne auftanken ist hierbei wesentlich effektiver, als auch in der Freizeit die Gedanken der Arbeit weiter mit sich herum zu tragen oder im Internet zu surfen und geschäftliche E-Mails zu beantworten.
Über die Gründe des Unternehmens kann man nur raten. Jedoch kann man davon ausgehen, dass es dem Chef vor allen Dingen darum geht, besonders kompetente Arbeitnehmer zu halten und ihre Arbeit mit einer Prämie entlohnen.
Doch insbesondere in gehobeneren Firmen setzen sich langsam auch gesundheitliche Maßnahmen durch. Ob es nun feste Pausen, die morgendliche Yoga-Stunde oder der Ruheraum ist — vorbeugen ist besser als hinterher die Konsequenzen zu tragen.
Unternehmen achten kaum auf die Gesundheit ihrer Angestellten
In Deutschland ist dies jedoch noch lange nicht angekommen. Die Zahlen der Burn-Out-Patienten steigt jedes Jahr und viele Unternehmen haben bis heute nicht verstanden, dass der ungeheure Leistungsdruck in vielen Berufen die eigentliche Ursache ist. Ich habe zumindest noch kein Unternehmen erlebt, in dem zusätzlicher Urlaub oder andere vorbeugende Maßnahmen ein Thema wären.
Selbständige haben zwar die Situation ein bisschen mehr unter Kontrolle, da sie sich oftmals ihre Arbeitszeit selbst einteilen können. Aber gerade beim Aufbau des eigenen Unternehmens oder der Dienstleistung liegen die Arbeitszeiten locker mal bei 16 Stunden täglich — von den Wochenenden ganz zu schweigen. Von Urlaub ganz zu schweigen.
Work-Life-Balance ist hier das Stichwort, mit dem sich jeder mal eingehend beschäftigen sollte!